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Perfect Storm
Solo exhibition at Galerie Tanja Wagner, Berlin
September 13 – November 9, 2019

Gallery walls are partly dyed in fading yellow

When rain falls on parched soil and plants after days of heat, a unique smell by the name of Petrichor unfurls. As familiar as this scent is to us all, a scent that has become one of Angelika J. Trojnarski’s subjects in this new exhibition, its name, as well as its specific physical origin, are unknown to most. It’s the precarious but no less fascinating sides of our environment that are the overall topic of the artist’s newest works.

 

Where emphasis has lain previously on the interplay between technology and nature, the focus of her new series shifts solely to landscapes. These are impressive phenomena that the artist has encountered during her scholarship stays in recent years in Texas and Iceland, among others. Trojnarski captures sheet lightning, thunderbolts, extraordinary cloud formations and melting ice bergs through a vigorous and equally sensitive combination of painting and drawing. With glowing reds, warm yellows, electric-radiant blues and poisonously contrasting purple she explores not only static conditions but processes of transformation, the change in the aggregate states of the elements.

 

This contemporary form of painting stands with art’s long grappling with a nature whose at times overwhelming power was captured in the philospohical aesthetic concept of the sublime in the 18th century, but where that awesome power still experienced a natural origin during the Enlightenment, the meteorology of the present day has long born the stamp of the man-made.

Trojnarski invokes this potential, now in the hands of humanity, in her work Fiat Lux II, a painting that brings together incompatible celestial events: thunderstorm and polar lights at the same time. It would be the equivalent of a perfect storm in which the unlikely meeting of the most exceptional circumstances brings about a total catastrophy. Trojnarski brings not only what could be described, with a certain pathos, as the „wonder of nature“ to fore, but also its conceivable – and perhaps soon to be complete – transience. Images like Mammatus, with its silhouettes of trees at the bottom edge, call to mind burning forests as in the reports from South America and Siberia of late, where trees will soon be overtaken by fields and deserts in turn.

 

In combining her scientific interest and intitial enthusiasm for optical phenomena Trojnarski stands among artists, who not only show the visible and the human environment in its ambivalence, but through light, color and form teach a sight that recognizes the fragile.

 

Text by Thomas W. Kuhn, Berlin 2019

Fällt Regen nach heißen Tagen auf den ausgetrockneten Boden und Pflanzen, entfaltet sich der einzigartige Geruch namens Petrichor. So vertraut uns allen dieser Duft auch ist, dem Angelika J. Trojnarski eines ihrer Sujets der neuen Ausstellung widmet, so unbekannt ist sein Name, genauso, wie seine spezifischen physikalischen Ursachen.

 

Es sind die prekären und nicht minder faszinierenden Seiten unserer Umwelt, die von der Künstlerin in ihrer Malerei thematisiert werden. Lag zuletzt der Schwerpunkt auf der Wechselbeziehung zwischen Technik und Natur, rückt in ihrer neuen Bildfolge die Landschaft singulär in den Fokus ihrer Betrachtung. Es handelt sich um beeindruckende Phänomene, denen die Künstlerin auf ihren Stipendienaufenthalten der letzten Jahre, unter anderem in Texas und in Island, begegnete. Wetterleuchten, Blitze, ungewöhnliche Wolkenformationen und schmelzende Eisberge erfasst Trojnarski in einer kraftvollen und gleichermaßen sensiblen Kombination aus Malerei und Zeichnung.
Sie erkundet mit glühend- leuchtenden Rot- und warmen Gelbtönen, elektrisch-strahlendem Blau und giftig kontrastierendem Violett nicht nur Zustände, sondern Prozesse der Transformation, den Wandel der Aggregatzustände der Elemente.

 

Diese zeitgemäße Form der Malerei reiht sich dabei ein in die künstlerische Auseinandersetzung mit der Natur, deren teils überwältigende Kraft im 18. Jahrhundert im philosophisch-ästhetischen Konzept des Erhabenen erfasst wurde. Wird im Zeitalter der Aufklärung diese gewaltige Kraft noch als natürlich verursacht erlebt, trägt die Meteorologie unserer Gegenwart längst den Stempel des vom Menschen gemachten.

Und Trojnarski beschwört dieses nun in den Händen der Menschen liegende Potenzial mit ihrer Arbeit Fiat Lux II, das real unvereinbare Himmelsereignisse vereinigt: Gewitter und Polarlichter zugleich. Es wäre das Äquivalent zu einer Art von perfektem Sturm, in dem das unwahrscheinliche Zusammentreffen außergewöhnlichster Umstände eine vollendete Katastrophe bewirkt. So sensibilisiert Trojnarski nicht nur für das, was mit einem gewissen Pathos als „Wunder der Natur“ bezeichnet werden kann, sondern auch für dessen denkbare – und vielleicht schon bald vollendete – Vergänglichkeit. Es ist leicht, bei Bildern wie Mammatus, mit Silhouetten von Bäumen am unteren Rand, auch an brennende Wälder zu denken, die Thema gegenwärtiger Bildberichterstattung aus Südamerika und Sibirien sind, wo bald den Bäumen, Äcker und schließlich dann auch Wüsten folgen.

 

In ihrer Verbindung aus wissenschaftlichem Interesse und ursprünglicher Begeisterung für optische Phänomene steht Trojnarski in einer Reihe von Kunstschaffenden, die nicht nur das Sichtbare und die Umwelt des Menschen in ihrer ganzen Ambivalenz aufzeigen, sondern entlang der Gegebenheiten Licht, Farbe und Form beiläufig ein Sehen lehren, das die Erkenntnis des Fragilen mit einschließt.

 

Text von Thomas W. Kuhn, Berlin 2019